Frischer Wind in der Stadt der Wissenschaft

Die Heidelberger Regionalgruppe der Scientists for Future setzt sich für einen schnellen und umfassenden Ausbau der Windenergie in Heidelberg ein und hält eine rationale, faktenbasierte und ausgewogene Diskussion der verschiedenen Standpunkte für unabdingbar. Heidelbergerinnen sollten am Ende eines gelungenen, naturverträglichen und bedarfsgerechten Planungsprozesses gut informiert sein und sich mit ihren Anlagen identifizieren, die kostengünstige und klimaneutrale Energie erzeugen.

Der Regionalverband Rhein-Neckar hat mögliche Standorte in Heidelberg auf ihre Eignung untersucht. Gesetzliche und planerische Vorgaben wurden dabei berücksichtigt und ein detaillierter Umweltbericht erstellt. Im Raum Heidelberg wurden zwei grundsätzlich geeignete Gebiete (Lammerskopf sowie Weißer Stein und Hoher Nistler) auf den bewaldeten Höhenlagen des Odenwalds identifiziert. Aufgrund der erstellten Umweltberichte ist in beiden Gebieten mit Einschränkungen aus Gründen des Natur- und Artenschutzes zu rechnen. Eine differenzierte Betrachtung der Anlagen und Standorte erfolgt erst im nachgeschalteten Genehmigungsverfahren.

Windenergieanlagen ändern ohne jeden Zweifel das Landschaftsbild. Einzelne Menschen können sich mit einer solchen Änderung nicht anfreunden. Eine sensible Planung wird darauf Rücksicht nehmen und anstreben die Zahl der durch eine solche potenzielle Störung betroffenen Menschen zu minimieren. Die beiden Gebiete bieten dafür einige sehr gute, windreiche und durch die vorgelagerte Topographie verdeckte Standorte. Die vorgelagerten Berge (namentlich Hoher Nistler) in der ersten Reihe zum Rheingraben halten wir als Scientists for Future aus Gründen der Akzeptanz für weniger geeignet. Die Heidelbergerinnen wird es freuen, denn dadurch sind die Windkraftanlagen vom Heidelberger Stadtgebiet aus kaum zu sehen.

Im veröffentlichten Entwurf des Regionalplans sind die beiden Flächen mit 480 und 611 ha ausgewiesen. Auf dem Lammerskopf sind derzeit noch 10-15 Anlagen mit je 7.5 MW Nennleistung vorgesehen. Auf weniger als 2% der ausgewiesenen Fläche kann mit der heimischen Windenergie ungefähr 1/5 des Strombedarfs der Stadt Heidelberg mit umweltfreundlicher Energie gedeckt werden. Realistisch betrachtet werden bei naturverträglicher und ausgewogener Planung in den beiden Gebieten wahrscheinlich weniger Anlagen errichtet. Eine Anlage hat nur einen ungefähren Flächenbedarf von 0,5 ha dauerhaft und 1 ha während der Bauphase. Selbst wenn alle geplanten Windenergieanlagen realisiert werden würden, bleiben 98% des Waldes unberührt. Es ist offensichtlich unseriös von einer Zerstörung des Waldes sprechen. Eine Aufgabe der noch vorzunehmenden detaillierten Planung- und Genehmigungsphase ist es die versiegelte Fläche zu minimieren und das Vorhaben naturverträglich zu gestalten. Dabei ist die Beteiligung der Umweltverbände von großer Bedeutung.

Wie können weitere Elemente einer guten Planung gestaltet werden? Der Wald im Stadtgebiet Heidelberg wird durch ein dichtes Netz von Wegen der Forstwirtschaft erschlossen. Die Windenergieanlagen können deshalb problemlos direkt neben bestehenden Wegen errichtet werden. Die Wege können dabei sowohl als Lagerflächen und permanente Kranflächen dienen und potenziell sogar rückgebaut werden. Aufgrund des Klimawandels aus der Zeit gefallene Skigebiete in Dossenheim und Heidelberg bieten sich gegebenenfalls als Ausgleichsflächen an. Schutzsysteme für Vögel und Fledermäuse sind für Windenergieanlagen verfügbar und bei Bedarf selbstverständlich. Der Gewässerschutz ist bei modernen Windenergieanlagen durch konstruktive Maßnahmen gegeben, kann aber durch den Einsatz biologisch abbaubarer Betriebsstoffe weiter erhöht werden. Heute entwickelte Turmtypen und Krantechniken erlauben es die genutzte Aufstellfläche zu minimieren. Beim Transport der Rotorblätter wird eine Technik verwendet, mit der die Rotorblätter im Wald während des Transports vertikal gestellt werden. Dadurch müssen im Kurvenbereich weniger Bäume gefällt werden.

In der Wissenschaftsstadt Heidelberg könnte eine Projektausführung angestrebt werden, die mit besonders innovativen Konzepten unvermeidliche Eingriffe in die Umwelt minimiert.

Scientists 4 Future, Regionalgruppe Heidelberg